Zeichenkunst mit Seele

Wir lieben Illustrationen – und die von Bendix Bauer ganz besonders. Wir haben den Wahlberliner in einem Hamburger Café auf ein Stückchen Kuchen und ein supernettes Gespräch getroffen

Bendix ist in Nordfriesland aufgewachsen und hat schon früh seine Liebe zur Kunst entdeckt. Er studierte Illustration an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg und lebt und arbeitet seit 2000 als freier Illustrator und Künstler in Berlin.
Seine Sachen sind so vielseitig, wie leidenschaftlich und reichen von filigranen Buntstift- und Bleistift-Zeichnungen, grafischen Scherenschnitten und Linearts, über Textil-Prints bis hin zu Portraits und freien künstlerischen Werken – für Modelabels, Magazine und Werbekunden, wie Adidas, Hugo Boss, Tush, AD, Schwarzkopf oder Coca Cola. Inspirieren lässt er sich dabei gerne von klassischen Themen. Ihm ist aber vor allen Dingen wichtig, dass seine Arbeiten eine „Seele“ haben.
Seit einiger Zeit arbeitet er verstärkt für Modekunden und entwirft zum Beispiel wunderschöne Muster und Artworks für Stoffe oder Tücher (siehe oben). Zu seinen Fans zählen neben uns übrigens unter anderem auch Lady Gaga, Nena und Eva Padberg.

Wann wusstest Du, dass Du ein ganz besonderes Talent für Malerei, Zeichnungen und Illustrationen hast?
„Schon seit der Kindheit. Ich war eher ein Stubenhocker, habe eigentlich ständig im Kinderzimmer gesessen und dort gebastelt, gemalt und gezeichnet. Wenn es in der Familie hieß “Wo ist Bendix?” war es immer recht einfach, mich zu finden (daran hat sich nicht viel geändert).“
Ist es Dein Traumberuf?
„Ja.“
Was macht Dir am meisten Spaß an Deiner Arbeit? 
„Der Auftrag, sich etwas ausdenken zu dürfen, was vorher nicht da war – das sichtbare und greifbare Ergebnis, der Dialog mit dem Kunden und das Ziel, dass beide Seiten am Ende zufrieden sind – all das macht mir sehr viel Spaß. Im Idealfall führt einen die Arbeit in Bereiche, wo man vorher noch nicht war (wie ja auch z.B. bei der Arbeit eines Journalisten oder Autors). Aktuell beschäftige und lerne ich z.B. über die Kaffeebohne und ihren Lebens- und Leidensweg. Zudem gefällt mir auch der handwerkliche und kontemplative Aspekt: Die Tatsache, dass man über Stunden still sitzen muss, hat durchaus eine meditative Wirkung und man spart aufwendige und teure Entspannungstechniken und -kurse.
Und jeder neue Auftrag stellt mich vor neue Herausforderungen. Ideal sind natürlich Jobs, bei denen man sich mit dem Kunden inhaltlich, menschlich und ästhetisch auf einer Wellenlänge begegnet – dann flutscht es meist.“
Du hast unterschiedliche Stile entwickelt – welcher ist momentan am meisten gefragt?
„Ich verfolge drei Richtungen: Filigrane Zeichnungen (Bleistift oder Buntstift), Lineart-Illustrationen (in Farbe oder Schwarz-Weiß) und Silhouetten, bzw. scherenschnittartige Arbeiten. Alle drei Richtungen sind gleichermaßen gefragt und ich wähle mit dem Kunden jeweils die aus, die am besten zum jeweiligen Thema passt. Ich freue mich, diese Wahlmöglichkeit zu haben, denn sie führt dazu, dass mich meine eigene Arbeit nicht langweilt.“
Wer oder was inspiriert Dich?
„Um mit Andy Warhol (der ja auch mal Illustrator war) zu antworten: All is pretty. Es kann also im Prinzip alles sein. Aber im Speziellen gehe ich lieber ins Museum, als mir z.B. andere zeitgenössische Illustratoren anzuschauen, da sie ja quasi auch schon “am Ende der Nahrungskette” stehen.
Ich gehe gern kunstgeschichtlich zurück auf die Quelle einer Idee oder den Ursprung eines Stils, da ich dann das Gefühl habe, einen Bogen zu spannen von der Vergangenheit zur Jetztzeit. Das interessiert mich bei meiner Arbeit.

Es gibt natürlich auch Künstler und Illustratoren, die ich sehr schätze. Einige, die mir spontan einfallen sind: David Hockney, Philipp Otto Runge, Karl Friedrich Schinkel, Loriot, J.C.Leyendecker, Antonio Lopez, Charles M. Schulz, u.a.
Oft gelange ich aber auch direkt über die jeweilige Aufgabenstellung an die Inspirationsquellen. Als ich z.B. den Auftrag für SPIEGEL Wissen erhielt, ein Bild zum Thema “The Top 5 Regrets of the Dying” zu illustrieren, habe ich mir viele “Vanitas”-Bilder aus der Renaissance angeschaut und kam darüber dann auf die Komposition “Bild im Bild”.
Es kann aber wie gesagt auch eine bedruckte Serviette in einem Eiscafé sein, die mich inspiriert…“
Gibt es Jemanden, den Du für seine künstlerischen Tätigkeiten bewunderst?
„Oh, da müsste man viele aufzählen. Am meisten bewundere ich Künstler, die neben der Entfaltung ihres Talents und ihrer Virtuosität eine erkennbare Haltung und Sichtweise auf die Welt und den Menschen verfolgen, sprich – die ein Anliegen haben.“
Was war Deine bisher größte Herausforderung in Bezug auf Deine Arbeit?
„Da fällt mir so direkt nichts Spezielles ein – im Grunde ist jeder Job eine gleich große Herausforderung, da man immer wieder vor dem Nichts steht.
Oft ist es allerdings die Zeit, gegen die man ankämpft. Die landläufige Vorstellung, dass ein Illustrator gemütlich bei einer Tasse Tee und Chopin-Musik über Wochen an einem Bild zeichnet und dabei die am Fenster vorbeifliegenden Vögel beobachtet, entspricht nicht ganz der Realität. Sehr oft heißt das Briefing: Leonardo da Vinci – in einem Tag.“
Gibt es einen Auftrag, den Du unter keinen Umständen annehmen würdest?
„Man sollte ja niemals nie sagen, denn die Kunst geht ja auch nach Brot. Aber ein Wahlplakat für die NPD würde ich mit Sicherheit ablehnen.“
Hast Du einen Traum? Gibt es jemanden mit dem Du wahnsinnig gerne zusammen etwas kreieren würdest?
„Ja, den gibt es. Aber ich ziehe es vor, den Traum zu verfolgen, anstatt ihn preiszugeben (dazu zwingt mich mein leichter Aberglaube).“
Was ist Dein persönliches Lieblingsmotiv?
„Das ändert sich ständig. Aber ich finde mich z.B. in der Zeichnung “Berlin Alexanderplatz” wieder, weil diese Zeichnung etwas von der Stimmung und meinem Gefühl zu Berlin widerspiegelt.“

Und hier noch ein kurzes, schnelles 1,2 oder 3 – Du musst Dich entscheiden… Interview:

Bendix BauerClub, Restaurant oder Bar?
Restaurant.
New York, Rio oder Tokio?
Tokio.
Jeans, Chino oder Jogginghose?
Jeans
Champagner, Bier oder Schnaps?
Champagner
Balkon, Terrasse oder Garten?
Garten
Madonna, Kylie oder Cher?
Madonna
Tarantino, Scorsese oder Lynch?
Tarantino
Steven King, Siegfried Lenz oder Erich Kästner?
Erich Kästner
Picasso, Dali oder van Gogh?
Van Gogh
Hund, Katze oder Maus?
Hund

 

Einige seiner Arbeiten (mehr gibt es unter: www.bendixbauer.de):

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